Dramatisches 1000km Rennen in Oppenrod
Langeweile=Fehlanzeige, so betitelte Frank Jelinski sein Vorwort im Programmheft zum ADAC GTC 1000km Rennen in Oppenrod und es kam noch viel besser.
Die zweite Auflage des 1000km Rennens in Oppenrod war erneut ein Langstreckenrennen wie man es sich nur wünschen kann. Hochspannend bis in die Schlussrunde, große Dramen auf und neben der Strecke, hektische Pace-Kart Phasen, blankliegende Nerven gefolgt von glückseligen Momenten.
Dabei stand die Durchführung des Rennens auf der Kippe, nachdem ein heftiges Sommergewitter am Freitagabend die Strecke heimsuchte. Bei der Organisation wurde die Zeitnahme, Tankstelle und Waage schwer beschädigt. Dank der Mithilfe des KV Oppenrod, Umplanung der Boxenfahrspuren und starker Leistung der GTC Crew, konnte selbst das Freie Training mit lediglich 3 Minuten Verspätung in Angriff genommen werden.
In einem speziellen Quali über nur zwei gezeiteten Runden, sicherte sich der Auftaktsieger von Honda Spirit die Pole-Position vor Oberheiden Motorport und H&R, während einige Top-Kandidaten mit flammneuen Reifen verwachsten und sie ihre Pneus erst in der Auslaufrunde auf einigermaßen Betriebstemperatur brachten.
Egal, 1000km sind lang und um 11.30Uhr ging das Feld pünktlich auf die lange Reise. Bereits nach wenigen Minuten war klar das bei ATW Racing und der 11 von Schnitzelalm Racing etwas nicht stimmte. Beiden fehlte eindeutig der Speed um das Tempo vorne mitgehen zu können. Beide fanden sich nach 3h mit 2 Runden Rückstand im Nirwana der Tabelle wieder. Bei ATW Racing versuchte man andere Reifen (#5) was zunächst nichts brachte. Erst eine weitere Stunde danach gab es eine Wunderheilung. Ohne was zu ändern purzelten die Rundenzeiten um über 1 Sekunde, man war wieder bei der Musik allerdings 4 Runden hinter der Spitze. Die Schnitzelalm kämpfte vergeblich, selbst ein Motorwechsel am nächsten Tag brachte keine Besserung.
Nach 350 gefahrenen Kilometern sah man Oberheiden Motorsport und den MSC Oberflockenbach vorn. Mit einer Runde Rückstand folgten Talentfrei feat Ghost Busters als bestes Trophy Team vor den Hausexperten die, wie im letzten Jahr, munter an der Spitze der Top-Klasse mitfighten konnten. Obwohl Honda Spirit nur auf P9 lag (-3Rd.) machte man sich noch keine zu großen Sorgen, obwohl der Speed etwas fehlte. Auch H&R, der KSF Bosch, DG Racing by Messebau der WGKC sowie das Kollektiv Seidel tummelten sich in den Top-Ten, die je nach Boxenstrategie immer wieder durcheinandergewirbelt wurde.
Samstagabend wurde das Rennen planmäßig nach 9h unterbrochen, nun sah man schon ein wenig klarer, da fast alle noch kurz vor Schluss volltankten und somit das Klassement sich Boxenstopp bereinigt zeigte.
Nach 539 Runden waren 560km absolviert der MSC O führte, direkt dahinter Oberheiden Motorsport. Alle anderen lagen eine Runde zurück. Talentfrei und die Hausexperten.de hielten immer noch die Plätze 3 & 4. Der WGKC, mit H&R by KRM Siegen bildeten die ersten Verfolger mit einer weiteren Runde Rückstand. Pärchenweise ging es weiter. Honda Spirit und der KSF Bosch (-3Rd.) DG Racing by Messebau, Cool Runnings und KSR dann auf P9-11 (-5 Rd)
Der Sonntag. Und nun begannen die größeren Dramen. Das Feld geht in die Einführungsrunde und der MSC O bleibt, mit abgestorbenem Motor liegen. Das Rennen wird unter Gelb gestartet um die #34 zu bergen. Honda Spirit und Talentfrei erkennen die Lage am schnellsten, stechen ebenfalls in die Box um sich frisches Gummi zu holen. Bei der #34 lässt sich in der Box der Motor problemlos starten, man geht ebenfalls mit frischen Reifen wieder ins Rennen. Allerdings hat man sich trotzdem 2 Runden eingefangen, als das Feld unter Grün wieder Rennspeed aufnimmt. Schnell wird klar das neue Reifen einen erheblichen Vorteil bieten und alle anderen Teams genötigt werden ebenfalls auf neue Slicks zu setzen.
Dafür wartet man natürlich auf eine weitere Pace-Kart Phase. In der Zwischenzeit startet die „frisch besohlten“ die Attacke und schieben sich näher an die mit Komfortablen Vorsprung (+2Rd.) führenden von Oberheiden Motorsport. Die erhoffte PC-Phase will aber nicht kommen. Einige lassen sich dazu verleiten unter Grün zu wechseln, mit entsprechenden Rundenverlust. Der MSC Oberflockenbach konnte sich so bis zur Runde 657 wieder in Schlagdistanz bringen und machte Jagd auf den Führenden, als ausgerechnet ihr Kart für die lang ersehnte Unterbrechung sorgte. Bei der #34 bricht die Hinterachse! Aus der Traum vom Sieg beim 1000km Rennen, nachdem im letzten Jahr eine wandernde Hinterachse bzw. Bremsprobleme die Mannschaft lahmlegte.
Oberheiden Motorsport nutzt die Gunst der Stunde und geht an die Box muss aber nach einem schnellen Reifenwechsel noch gut 10 Sekunden länger parken bis einen defekte Lenkradaufnahme getauscht werden konnte.
Noch gut 250 Runden. Oberheiden Motorsport hatte noch Glück im Unglück und kann die Führung behaupten, allerdings äußerst knapp vor Honda Spirit die nun, anders als am Vortag, je nach Fahrer sogar einen Hauch schneller agieren können als die #4. Talentfrei (-2Rd.) genau wie H&R haben es sich dahinter gemütlich gemacht. Durch die ganze wechselei haben sich mittlerweile ATW und das Team ADAC Nordbaden in die Top-Ten zurückgefahren und auch die Schnitzelalm Mädels sind auf P14 nicht so weit abgeschlagen. Die schnelle Gangart fordert überall ihren Tribut, auch die Top-Teams werden nicht verschont. Beim WGKC geht die Kupplung ein, der Motorwird gewechselt. KSR rollt mit Benzindruckprobleme erst aus und hat dann auch noch ein Untergewichts-Strafe abzusitzen. DG Racing by Messebau verliert den ganzen Auspuff.
Und vorne steppt der Bär. Oberheiden Motorsport und Honda Spirit fighten um den Sieg. Es Sollte ein Sprintduell über 250 Runden werden, unterbrochen durch Fahrerwechsel und Tankstopps. Motorsport vom Feinsten. 30 Minuten vor Schluss haben alle ihren finalen Stopp absolviert und Honda Spirit führt mit knapp 4 Sekunden. Die #4 knabbert den Rückstand Runde um Runde ab. In Zehntelschritten nähert man sich der #22. Noch 1 Runde. Rückstand, eine Kartlänge. Aus dem „Tal“ taucht die Spitzengruppe auf und geht auf die Gegengerade. Noch reicht es nicht zum Angriff. Noch vier 180° Kehren gilt es zu meistern aber erst in der letzten scheint ein Angriff möglich zu sein. Die #22 fährt keine Kampflinie bremst aber auf allerletzten Drücker und lässt damit der #4 keine faire Überholmöglichkeit. Die letzten 200 Meter Beschleunigungsphase ins Ziel ändert dann nichts mehr. Bravo, Klasse, super spannender und fairer Sport, begleitet von einem riesigen Applause, der beiden Kontrahentengilt, bei der Zieldurchfahrt.
Auch die nächsten Teams werden gefeiert. Die #21 von Talentfrei feat Ghost Busters bejubelt mit P3 und Trophy-Sieg ihr bestes GTC Resultat. Die Hausexperten.de werden starker Vierter vor den Wiedereinsteigern von H&R by KRM-Siegen. Und dann auf P6 die Schnitzelalm Mädels. Hier muss ich noch ein paar Worte mehr verlieren. Was die Mädels im Schlussspurt über knapp 5,5 Stunden geliefert haben ist Wahnsinn. Nach 11 Stunden liegen sie auf P16 (-8Rd. auf P1) um bis zum Ziel 10 Positionen gut zu machen! Die Mädels sind angekommen in der Top-Liga, nachdem man als Vicemeister der Newcomer-Klasse die nächste Stufe übersprungen hat und 2019 in der Top-Liga der GTC antritt. Chapeau!
Hinter den Schnitzelalm Mädels kommen die Vorjahressieger vom KSF Bosch auf P7. Dahinter folgen rundengleich ATW Racing, das ADAC Team Nordbaden, die Cool Runnings und Team RBM 85. Letztgenannte verpassen knapp die Top-Ten, mussten aber gleich 3 Zeitstrafen in der Anfangsphase verkraften. Gleich die erste Strafe (Haltelinie überfahren) brachte die Mannschaft arg aus dem Konzept. Erst nach ermahnenden und beruhigenden Worten konzentrierten die Jungs sich auf das wesentliche und fuhren von P30 nach 3 Stunden, auf P11 gute 13 Stunden später bei der Zieldurchfahrt.