21. Bavarian 24h – Was für ein Rennen
42 Teams mit weit über 200 Fahrern am Start zur 21. Auflage des Bavarian 24h erlebten bei besten Witterungsbedingungen ein Rennen der Superlative. Alles, aber auch wirklich alles was ein großes 24h Rennen ausmacht wurde kompakt in diese 24h gepackt. Wenig Pace-Kart-Phasen, Große Dramen, glückliche Sieger und heroische Schrauberleistungen in der Box.
Schon früh stand fest, der „All-Time Runden Rekord“ von 1378 Rennrunden (Oberheiden Motorsport im Jahr 2016) konnte pulverisiert werden. Das es am Ende gleich 11 Teams schaffen sollten mehr Runden zu drehen spricht für ein Mega schnelles Rennen. Da es in diesem Jahr kaum einem Team gelingen sollte ohne Probleme durch die Distanz zu kommen, verdeutlicht den Speed bei der Hatz zweimal rund um die Uhr.
Springen wir doch gleich zur Halbzeit der 24h Schlacht. 12 stundenlang reiben sich die Beteiligten die Augen. Neben den arrivierten GTC Top-Teams fighten Mannschaften mit um die Spitze, die man dort nun wirklich nicht erwarten durfte. Allen voran die Schnitzelalm Mädels! Genau, dass Cup Team, in Wackersdorf verstärkt durch Charlotte Wilking, war gar nicht zu bremsen. P1 im Gesamtklassement nach 12 Rennstunden! Auf P2 dann die Trophy Mannschaft von den Hausexperten(#50)! Dann kommt der MSC Oberflockenbach, der WGKC, die Schnitzelalm „Männer“ vor Oberheiden Motorsport, Honda Spirit und den MSC O Junioren. Alle mehr oder weniger in der gleichen Rennrunde. Auch Born4Racing und das Kollektiv Seidel Team haben es sich in den Top-Ten gemütlich gemacht. Abstand zur Spitze? Lächerlich, alles im grünen Bereich.
Dramen Teil1
Natürlich gab es bis zu diesem Zeitpunkt die ersten kleineren und größeren Dramen. ATW kann den Speed nicht ganz mitgehen, die Cool Runnings vermelden mehrere Kinderkrankheiten am erst Freitag aufgebauten OTK Rahmen, welches sie schon im letzten Jahr gebraucht von ATW gekauft haben. Beim Tabellenzweiten läuft es noch schlechter. Der KSF Bosch stolpert schon früh in die Defekt-Falle und kommt da das ganze Rennen gar nicht mehr richtig raus. OSM musste schon abstellen (Rahmen gebrochen) genau wie LS Racing (91) mit Bremsproblemen. Christian Voß HTP Kart Team kommt vor lauter kleineren Defekten gar nicht dazu das Potential des Kart Republik Chassis aufzuzeigen und die Messebauer haben durch Kupplungsschaden und Motorschaden uneinholbare 21 Runden Rückstand.
Der Zeit der Vorentscheidung bricht sehr oft in den frühen Morgenstunden an.
Wenn ab 03 Uhr so langsam die Augen zufallen und die Konzentration nachlässt, blasen die Top Teams zur Attacke oder stolpern über Unfälle, technische Gebrechen oder Taktikfehler. Genau in dieser Zeit muss Honda Spirit den Motor wechseln, man vermutet ein Kupplungsschaden und holt sich noch frische Reifen. Aus der Traum vom Sieg? Dann geht es Schlag auf Schlag. Der am höchsten gehandelte Siegkandidat vom MSC Oberflockenbach (34) kommt auf P2 liegend (20Sek hinter der Schnitzelalm #11) in die Box. Ein Hinterachslager macht Probleme was schlussendlich zum Wechsel der gesamten Achse zwingt. 12 Minuten Standzeit, das war es dann wohl. Dabei hat man noch Glück den Schaden teilweise unter Gelb zu reparieren. Trotzdem sind 6 Runden beim Teufel. Die Schrauber können aber nicht verschnaufen, da das Schwesterkart (32) kurz darauf ebenfalls die Hinterachse nach einem Unfall wechseln muss.
Nach 15h erfreut sich nun die Schnitzelalm über eine Doppelführung, die #11 vor den Mädels #101 und dem WGKC, alle rundengleich. Die Hausexperten folgen mit 1 Runde Rückstand genau wie Oberheiden Motorsport.
Bei Schnitzelalm Racing läuft es bestens, bis die #11 während einer Pace-Kart Phase zu früh reinkommt und dadurch eine Runde verliert. Es ging aber nicht anders, da sich die Lenkradhalterung verabschiedet hatte. In Summe waren es dann 2-3 Runden die man verlor. Nach 18h liegt nun Oberheiden Motorsport vorn, vor dem WGKC und dem Mädelteam. (Man reibt sich immer noch die Augen!) Ja, auch die Hausexperten (#50) mischen immer noch mit um den Sieg. Diese werden, wie auch die Mädels, am höchsten auf den Sieg gehandelt, da man seit Beginn des Rennens Doppelturns mit einer Tankfüllung schafft. Die #11 liegt 2 Runden zurück auf P5 muss sich aber schon umschauen, denn da kommt die #34 wieder. Die gasen, mit neuer Hinterachse, mächtig an und profitieren auch von den neuen Reifen und das man die 3h 190kg Turns schon gleich zu Beginn absolvierte. Der Rückstand zur Spitze beträgt noch 3 Runden. Talentfrei Racing, das Kollektiv Seidel, Honda Spirit und ATW komplettieren die Top-10.
Die Schlussphase und damit kommen wir zu den Dramen Teil II
Neben den bereits erwähnten OSM Motorsport und LS Racing mussten nun auch HTP-Kart Team, needracing.com, Kart1 aus Polen, LS Racing (#21) und auch Born4Racing abstellen. Die Hatz forderte ihre Opfer. Neben Rahmenbrüche waren Brems- und Hinterachsprobleme der Hauptgrund für eine bisher nie dagewesene Ausfallorgie. Kurz vor Schluss kommt dann auch noch der KSF Bosch hinzu, während die Motorsportanlage wenigstens noch die letzte Rúnde in Schleichfahrt absolvieren kann (Zahnloses Ritzel und malträtierte Kette).
Es geht aber noch weiter, denn plötzlich hört man deutliche Schleifgeräusche auf der langen Start/Ziel Gerade. Aber von welchem Kart? Es ist die #50 die dort kämpft ihr OTK Chassis zu einer halbwegs normalen geradeausfahrt zu bewegen. Der Versuch wird schnell aufgegeben und die Box angesteuert. Rahmenbruch! Und das auf P3, rundengleich mit der Spitze! Wie bitter kann Rennsport denn noch sein, nachdem man beim 1000km Rennen einen vermeintlichen Sieg, durch Reifenschäden verlor. Man reagierte aber schnell bei den Hausexperten und schweißte das Tony wieder zusammen. Es muss nur noch 2 Stunden halten. Diese Aktion brachte nun Talentfrei Racing die Trophy Führung (P6 Gesamt) Leider nur für kurze Zeit. Bei der vorletzten Boxenanfahrt stopfte Sascha die #10 vehement in die Boxenmauer! Die Wall of Champions hatte ein neues Opfer gefunden, nachdem in früheren Jahren schon mehrere Top-Piloten dort strandeten. Spurstange und Achsschenkel waren dahin genau wie die Führung in der Trophy. Dieses „Doppel-Geschenk“ nahm das Kollektiv-Seidel Team dankend an. Die Illerrieder hätten es eventuell auch ohne Geschenke schaffen können, nun aber hatte man Ruhe und genug Luft nach hinten.
21h Rennstunde
Die Aufholjagd der #34 geht weiter. Mittlerweile ist es nur noch 1 Runde Rückstand auf die Spitze und P2, rundengleich mit den Mädels. Die Flookies haben tatsächlich in 7 Stunden einen 6 Runden Rückschlag in einen 1,5 Minuten Hoffnungsschimmer verwandelt und haben nun das schnellste Paket auf der Strecke. Das sind zwar nur 1-2 Zehntel aber immerhin, zumal das ganze noch nicht Boxenstopp bereinigt ist. Das passiert erst kurz nach der 22h-Marke. Oberheiden Motorsport bleibt weiter vorn, die Floockies liegen aber nur 8 Sekunden zurück. Der letzte Boxenstopp naht und die #34 klebt nun an der Stoßstange der #4, geht vorbei und zieht langsam davon und hat knapp 4 Sekunden Vorsprung, als ihr finaler Stopp ansteht. Nur Fahrerwechsel, die Tankstelle wird links liegen gelassen!? Können die auch einen Doppelturn mit 7,5 Liter Benzin fahren? Wenig später dann Oberheiden in der Box und die gehen zum Sprit ausfassen. Nur 2-3 Liter, das muss reichen. Kurze Aufregung da nicht sofort Sprit fließt und der Tankvorgang so auch noch 3-4 Sekunden länger dauert und es geht weiter auf die Strecke. Durch das Tanken hat man gegenüber den Floockies weitere 15 Sekunden an Boden verloren. Rückstand nun knapp 20 Sekunden, aber reicht der Sprit bei der #34? Die nehmen jedenfalls nicht den Speed raus, sondern sind sich sicher und gasen weiter an. Oberheiden Motorsport kann nicht mehr zulegen zumal man auf den zweiten Satz frischer Reifen verzichtete und muss sich mit P2 zufriedengeben. Der MSC Oberflockenbach hat das unmögliche möglich gemacht, standen 12 Minuten in der Box und gewinnen das 21. Bavarian 24h. Eine wirkliche meisterliche Leistung, die sich nicht mit einem überragenden Speed erklären lässt.
Die schnellste Rennrunde geht sensationell an die Schnitzelalm Mädels. Charlotte Wilking erhält die Sondertrophäe dafür. Die ersten 10 bei den schnellsten Rennrunden liegen gerademal 3 Zehntel auseinander mit dem MSC O auf P3. Die #34 hat sich einfach nicht entmutigen lassen, bekamen beim Hinterachsen Wechsel frische Reifen und machten dann einen absolut fehlerfreien Job mit einem Fahrer Lineup bei dem keiner der Piloten schwächelte und die lästigen 190kg Stunden vor der Reparaturpause längst abgehakt waren. Es wurde der 4. Gesamtsieg vom MSC Oberflockenbach beim Bavarian 24h und es war wohl der schwerste, umso ausgelassener wurde dieser gefeiert.
Feiern durfte auch andere.
Hinter den dem MSC O und Oberheiden, lieferte der WGKC mit P3 ein bärenstarkes Rennen ab. Bestes Bavarian 24h Resultat für die Stuttgarter bei ihrem 18ten Start in Wackersdorf und bestes Saisonergebnis für die Mach1 Mannschaft. Hut ab.
Hut ab, ach was, alles ab und ganz tiefe Verneigung für das Team auf Platz4. Die Schnitzelalm Mädels. Alle Fahrerinnen kamen zum Einsatz, keine Verstärkung vom Männerteam als man sogar den Gesamtsieg vor Augen hatte, selbst die junge Corinna Hirsch durfte ihr GTC und Langstreckendebüt in der #101 feiern und ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Die Teamkollegen mit der #11 (P5) fast immer im Griff und am Ende auch geschlagen. Was für eine Leistung. Der Titelverteidiger von Honda Spirit musste sich in der 21.Auflage mit P6 zufriedengeben, nachdem man im späteren Verlauf des Rennens den Motor wieder zurück wechselte. Hier ging eindeutig zu viel daneben um den Pott zwei Mal in Folge zu entführen. Auf Platz 7 dann der Gewinner der ADAC Trophy, das Kollektiv Seidel Racing vor der Startnummer 99. Diese Jungs starten im Beba Cup, fahren ihre erste GTC Saison und heißen BIGBOYS. Ein großes Rennen lieferten sie mit einem Top-10 Platz in Wackersdorf ab, kommen aber leider wegen des dramatischen Rennverlaufes hier ein wenig zu kurz. Trotzdem, Chapeau und Applaus für stärkste Leistung eines Rookies beim Bavarian 24h. Platz 9 geht dann an die Gewinner der Herzen. Jeder hätte es den sympathischen Hessen gegönnt. Die Hausexperten.de bringen ihre fliegende Schweißnaht tatsächlich noch ins Ziel und erreichen P2 in der Trophy. Ein schwacher Trost, wenn man den Gesamtsieg zum Greifen nahe hatte. ATW Racing belegt am Ende P10 und hoffte vergeblich auf Regen. Selbst ein Chassis Wechsel am Freitag brachte nicht den erwarteten Speed und so gab man einfach das Beste und fightete. Mit der „nur“ 24. schnellsten Rennrunde (-0,8 Sek.) noch die Top10 zu entern zeigt aber erneut die „Steher-Qualitäten“ von ATW Racing.
Wir wissen nicht wie und warum, aber immer wieder gelingt es den GTC Teams einen aus den Hut zu zaubern und auch nach 21 Jahren für Resultate und Rennverläufe zu sorgen die bisher noch nicht gab. Dabei dachten man schon alles erlebt zu haben. Weit gefehlt, da freut man sich doch schon auf die 22. Auflage des Bavarian 24h in Wackersdorf 2019