Interview mit DEKM-Promoter Oliver Schielein
Rückblick auf die Auftaktsaison der DEKM
Die Auftaktsaison der Deutschen Elektro-Kart-Meisterschaft (DEKM) ist beendet und die weltweit erste elektrische Kart-Meisterschaft geht in die Winterpause. Genug Zeit also für Oliver Schielein, Promoter der DEKM und Geschäftsführer der IKmedia GmbH, im Interview über die Hintergründe der schwierigen Pionierarbeit und die Zukunft des Elektro-Karts zu reden.
Lassen Sie uns gemeinsam auf die Auftaktsaison der weltweit ersten Elektro-Kart-Meisterschaft zurückblicken – wie fällt Ihr Fazit aus?
Sicherlich kann man nicht beschönigen, dass wir uns alle einen anderen Start in die erste Saison der DEKM erhofft haben: Das erste Rennwochenende in Wackersdorf wegen technischer Probleme vorzeitig abbrechen zu müssen ist natürlich nicht der Start, den man sich wünscht. Grundsätzlich würde ich trotzdem ein positives Fazit ziehen, weil wir eine sehr steile Lernkurve hatten und die Meisterschaft ab der zweiten Hälfte, sowohl sportlich als auch in puncto Technik, zuverlässig spannenden Motorsport lieferte.
Die Startschwierigkeiten beim Auftaktrennen in Wackersdorf waren sicherlich ein harter Rückschlag. War der Start der DEKM im Jahr 2018 technisch doch noch etwas zu früh angesetzt?
Die Frage „Wann ist man zu früh?“ kann nur im echten Rennbetrieb zuverlässig beantwortet werden. Erst auf der Strecke werden technische Fehler gnadenlos offengelegt. Mit Sicherheit hätten wir diese Startschwierigkeiten auch zu einem späteren Zeitpunkt gehabt.
Was waren die Beweggründe für IKmedia, eine elektrische Kart-Meisterschaft ins Leben zu rufen?
Viele verschiedene Beweggründe führten zu diesem Entschluss. Der allgemeine Trend der Automobilindustrie hin zur E-Mobilität hat sicherlich eine große Rolle gespielt. Aber auch die Formel E war uns ein Vorbild und hat uns gezeigt, dass das Thema Elektromotorsport funktioniert. Das aktuelle Kartbahnsterben war ein weiterer Grund: Immer mehr Strecken werden aufgrund von Lärmbelästigung und Umweltbelastung geschlossen. Ich glaube, dass neue Kartbahnen eine bessere Chance in Deutschland hätten, wenn diese mit E-Karts betrieben werden.
Welche Vorteile hat ein Elektro-Antrieb gegenüber einem Verbrennungsmotor im Kartsport?
Mit Sicherheit hat auch der Verbrennungsmotor den einen oder anderen Vorteil gegenüber einem elektrischen Antrieb. Ich glaube, es ist nicht notwendig, beide Konzepte gegeneinander aufzuwiegen. Fakt ist: Die elektrisch angetriebenen Karts geben uns viel mehr Möglichkeiten für Rennveranstaltungen innerhalb von Städten. Auch die Serienstreuung ist geringer als bei einem Benzinmotor, was der Chancengleichheit zugutekommt. Ich denke, dass beide Antriebe ihren Reiz haben und diese auch nebeneinander bestehen können.
Wie vermarktet man eine völlig neue Rennserie wie die DEKM?
Wie bei jeder anderen Rennserie auch ist es eine große Herausforderung, solch eine Meisterschaft zu vermarkten, da Sponsorengelder leider nicht auf Bäumen wachsen. Aber gerade das völlig neue Konzept der DEKM bietet die Möglichkeit, auch branchenfremde Sponsoren mit ins Boot zu holen. Außerdem konnten wir namhafte Partner wie Porsche Motorsport, die DEKRA, die Deutsche Post Speed Academy und natürlich BRP-Rotax für uns gewinnen, weil wir neue Kommunikationswege bieten und den Zugang zu unerschlossenen Märkten ermöglichen. Allgemein könnte man sagen, dass die Vermarktung vielleicht etwas breiter und offener möglich ist, als bei einer konventionellen Rennserie.
Neben der Vermarktung gibt es ja noch die technische Seite: Wer steckt hinter der Technik der Elektro-Karts?
Sicherlich wäre die Umsetzung der DEKM ohne unsere starken Partner undenkbar gewesen. Besonders BRP-Rotax hat mit der langjährigen Erfahrung im Kartsport ein unglaubliches Know-how mitgebracht. Die DEKRA hat uns während der Planungs- und Testphase unter die Arme gegriffen und uns erst die technische Zulassung ermöglicht. Außerdem waren die Experten der DEKRA vor Ort, als es um die Einhaltung der Sicherheitsbestimmungen ging. Die Verantwortlichen von Porsche Motorsport haben uns mit ihrem umfangreichen Fachwissen rund um die LMP1-Klasse und dem zukünftigen Engagement für die Formel E geholfen. Nur dank dieser Partner hat die DEKM das Fahren gelernt.
Hat das Elektro-Kart das Potenzial, junge Motorsportfans zu begeistern?
Ich bin mir sicher, dass die DEKM neue Motorsportfans gewinnen kann. Ich denke zum Beispiel an das Thema E-Sports: Heute werden junge Talente schon an der Spielekonsole oder dem Simulator entdeckt. Außerdem haben angehende Autofahrer heute ein viel offeneres Verhältnis zum Thema Motorsport. Selbst die eingefleischten „Petrolheads“ können durch die DEKM einmal andere Perspektiven kennenlernen. Zudem bietet das einzigartige Ausbildungsprogramm von Porsche Motorsport sicher genügend Anreiz für potenzielle Fahrer, um sich einmal auf den Eletro-Kartsport einzulassen.
Was erwartet uns in der DEKM Saison 2019?
Für das kommende Jahr haben wir vor allem die Steigerung der Performance und die Stabilisierung der Technik im Fokus. Wir möchten gleichbleibend guten Motorsport präsentieren und arbeiten zurzeit daran, die Popularität der DEKM im In- und Ausland zu erhöhen.
Wird es Formate wie die DEKM auch im internationalen Motorsport geben?
„DEKM goes international“ lautet zurzeit unsere Devise. Die DEKM wird sich im Dezember das erste Mal bei den ROTAX MAX CHALLENGE GRAND FINALS in Brasilien präsentieren und hoffentlich für Aufsehen sorgen! Aktuelle Anfragen aus dem Ausland treffen zurzeit bei uns ein. Das bestärkt uns natürlich und wir glauben, dass es neben der DEKM auch bald weitere Elektro-Kart-Meisterschaften im Ausland geben wird.
Ihre Agentur IKmedia hat sich bereits als Promoter von unterschiedlichen Rennformaten einen Namen in der Motorsportwelt gemacht. Nun sind Sie Promoter einer Weltneuheit im Kartsport. Welche wesentlichen Unterschiede bestehen zwischen der Motorsport-Organisation im Automobil- und Kartsport?
Ich in persona habe mir vor beinahe 40 Jahren meine Sporen als Fahrer im Kartsport verdient und darum fühlt sich die Promotion der DEKM wie ein „Nachhausekommen“ an. Auch IKmedia als Ganzes kann auf eine jahrelange Erfahrung im Bereich Motorsport-Vermarktung zurückblicken. Die grundlegenden Spielregeln sind ähnlich: Am Ende des Tages geht es um Motorsportler, die ehrgeizig um Siege kämpfen und den Zuschauern packende Rennen präsentieren. Das Thema E-Motorsport liefert uns zusätzlich noch weitere Medienpartner und Interessenten als potenzielle Zielgruppen.