Ein Rennwochenende in der DEKM – nach 22 Jahren zurück im Kart
Rippenschmerzen, Adrenalinkick und Ehrgeiz
1998 war das letzte Kartrennen von Kart-Magazin.de Herausgeber Björn Niemann – 2020 folgte ein Kurzcomeback in der Deutschen Elektro-Kart-Meisterschaft (DEKM). Beim zweiten Durchgang in Wackersdorf stellte er sich der innovativen Rennserie und fand am Ende in seiner Hintergrundstory lobende Worte.
„Ohne Hintergedanke stand ich beim DKM-Rennen in Kerpen neben den Verantwortlichen der DEKM. Oliver Schielein und Zoran Vucenovic boten mir einen Start im DEKM VIP-Kart beim kommenden Rennen in Wackersdorf an. Nach anfänglicher Zurückhaltung hatte mich der Ehrgeiz gepackt und ich sagte zu. In den kommenden Tagen galt es einen ärztlichen Check zu absolvieren und eine DMSB-Lizenz zu beantragen. Mittwochs lagen alle Unterlagen vor und es ging mit großer Vorfreude nach Wackersdorf.
Freitagsmorgens lernte ich dann das Arrive & Drive-Paket der DEKM kennen. Für mich lag DEKM-Teamkleidung und ein DEKM-Rennoverall bereit. Allein den Helm, die Fahrerhandschuhe und -schuhe musste ich selber mitbringen. Fertig als Rennfahrer ausgestattet folgte die Einweisung in das Project E20 Elektrokart von BRP-Rotax. Die Verantwortlichen erklärten die Technik des Elektroantriebes und wie man bei einer Störung oder Ausfall des Systems reagieren muss. Als gelernter Elektroingenieur fühlte ich mich dabei zu Hause.
Wenig später ging es zum ersten freien Training auf die 1.197 Meter lange Strecke. Auch wenn ich schon oft in Wackersdorf war, waren es für mich die ersten fliegenden Runden auf der Strecke. Ich fühlte mich schnell wohl und war begeistert vom Kart-Feeling des E-Karts. Beim Fahren fehlte keineswegs der Sound. Die Performance des Karts war beeindruckend und die Beschleunigung beachtlich. Im Verlauf des Freitags reduzierte ich den Rückstand zur Spitze kontinuierlich. Hätte ich direkt den Anschluss hergestellt, dann hätten die Fahrer der DEKM in den vergangenen Wochen einiges falsch gemacht.
Die besondere Herausforderung war die Fitness und vor allem der Nacken. Bei steigendem Grippniveau wurde es nach sieben bis acht Runden wirklich schwer und ich musste in den Rennen am Samstag den inneren Schweinehund überwinden. Die Rippen schmerzten bereits seit dem ersten freien Training.
Das E-Kart hielt mich aber in seinem Bann und der Ehrgeiz wurde gesteigert. Nachdem im Zeittraining nur etwas mehr als eine Sekunde auf die Spitze fehlte, begann die Setup-Arbeit. Gemeinsam mit den Fachleuten von BRP-Rotax, aber auch meinem ehemaligen Fahrerkollegen Julian wurde an der Abstimmung des Sodi-Karts gearbeitet. Eine Herausforderung war dabei das hohe Gewicht des Karts. Mit 210 Kilogramm ist dieses deutlich höher als zum Beispiel bei einem OK-Kart.
Trotz des hohen Gewichtes waren die Rundenzeiten des E-Karts auf dem Niveau eines Rotax Max Senior Karts. Das unterstrich die hohe Leistung des E-Antriebes. Auch bei der Renndistanz setzte das Project E20 Elektrokart neue Maßstäbe. Mit 14 Runden in Wackersdorf ermöglichte das Kart eine anspruchsvolle Renndistanz – auch wenn diese meiner Fitness nicht entgegenkam. Die hohe Leistungsdichte der E-Karts sorgt aber für viel Racing-Aktion.
Trotz starker Blessuren nach den Rennen am Samstag, habe ich mich zum Sonntag nochmals motiviert und meine Fahrweise angepasst. Den Rückstand zur Spitze konnte ich weiter deutlich reduzieren und habe beide Rennen überstanden. Das E-Kart hat dabei durchweg einen starken Job gemacht. Auch wenn ich als purer Motorsport-Fan sagen muss, dass als Zuschauer der Motorensound fehlt, hat das E-Kart für mich als Kart überzeugt. Das Racing-Feeling war zu 100% da und man wurde als Rennfahrer gefordert. Gleichzeitig ist das neue Project E20 Elektrokart deutlich effizienter und benötigt eine geringere elektrische Leistung im Ladeprozess.
Für mich bietet die DEKM eine tolle Plattform, um sich bei geringen Kosten auf hohem Niveau zu messen. Das Arrive & Drive-Paket ermöglicht einem nur mit einer Werkzeugkiste und der Rennkleidung (Helm, Schuhe und Unterwäsche) zu einem Rennen anzureisen. Durch den Support von BRP-Rotax und die offene Weitergabe der Telemetriedaten kann man das Wochenende auch ohne einen professionellen Mechaniker bestreiten. Besonders für Umsteiger, Kart-Slalom-Fahrer oder parallel zu einer nationalen Rennserie bietet die DEKM zu einem unschlagbaren Preis-Leistungsangebot aufregenden Kartsport. Ich war nach dem Wochenende begeistert und hoffe auf einen weiteren Einsatz in der DEKM.“