SKM: Zwei schafften noch die Wende
Prächtiges Wetter, eine tolle Rennstrecke und packende Zweikämpfe – der Kehraus der autobau Schweizer Kart-Meisterschaft in 7 Laghi war ein prächtiger Abschluss einer nicht ganz normalen Motorsport-Saison.
Mit nur vier statt sechs Veranstaltungen wegen der Corona-Pandemie war die diesjährige autobau Schweizer Kart-Meisterschaft kürzer als geplant. Nichtsdestotrotz bot das Rennen im italienischen 7 Laghi bei Pavia eine grossartige Bühne für die Finalläufe. 77 Piloten standen am Start, fünf neue (oder alte) Meister standen am Sonntagnachmittag fest: Sergio Koch (Super Mini), Elia Sperandio (OK Junior), Savio Moccia (X30 Challenge Switzerland), Nathan Neuhaus (OK Senior) und Nicolas Rohrbasser (KZ2).
Drei der fünf frisch gekürten Meister lagen vor dem Finale in Italien bereits in Führung. Die beste Ausgangslage hatte Savio Moccia der X30 Challenge Switzerland. Der Mann aus Lyss (BE) war mit 40 Punkten Vorsprung auf Yoshindo Baumgartner respektive 46 Zähler auf Dany Buntschu angereist. Beide erwischten kein optimales Wochenende auf der 1256 Meter langen Piste, sodass nach Moccias Sieg im ersten Vorlauf die Entscheidung quasi schon gefallen war. Mit Platz 2 im zweiten Heat (hinter Michael Müller) machte der Vorjahresmeister dann den Deckel drauf. «Obwohl Yoshindo und Danny Probleme hatten, musste ich hart kämpfen, um den Titel sicherzustellen», sagte Moccia. «Aber ich freue mich, dass ich es geschafft habe und den Titel verteidigen konnte.» Im Finale hatte der inzwischen vierfache Schweizer Meister nach einem Unfall keine Chancen mehr auf einen weiteren Sieg. Diesen sicherte sich Tanja Müller, die wie Moccia auf einem KR-Chassis als Privatbewerberin ins Rennen ging. Platz 2 in der Meisterschaft sicherte sich Buntschu. Rang 3 ging an Baumgartner.
Auch Nathan Neuhaus liess sich die Butter in 7 Laghi nicht mehr vom Brot nehmen. Der Jurassier, der im Vorjahr noch gegen Moccia in der X30 fuhr, bewies neu in der Kategorie OK Senior Nervenstärke und verwaltete seinen Vorsprung von lediglich vier Punkten souverän. Zwar konnte der Senior-Neuling keinen weiteren Sieg mehr feiern, dafür reichten aber die Plätze 3, 3 und 7, um sich am Ende mit sieben Zählern Vorsprung gegen Patrick Näscher durchzusetzen. «Ich ging im Finale in Führung, hatte aber in der zweiten Runde keine Power mehr», erzählt Neuhaus. Der Grund: eine nicht korrekt fixierte Zündkerze sorgte für Aussetzer. Doch Neuhaus gab nicht auf. «Ich bin ans Ende des Feldes zurückgefallen und kämpfte mich wieder auf Platz 7 vor, was schliesslich zum Titel reichte.» Näscher verpasste die Sensation um sieben Punkte. Der Liechtensteiner hatte auf den Start in Mirecourt verzichten müssen und hätte mit einem Rennen weniger beinahe noch das Ruder herumgerissen. Ein Sieg im Vorlauf, und zwei zweite Plätze im zweiten Heat respektive im Finale (hinter Alain Baeriswyl) reichten aber nicht ganz. Dritter in der Meisterschaft wurde Mattia Banella. Ein Wochenende zum Vergessen erlebte Alessio Fagone. Der als Gesamtzweiter angereiste Tony-Kart-Pilot wurde im Zeittraining wegen eines nicht konformen Volumens disqualifiziert.
Nicht mehr einholen liess sich in 7 Laghi auch Nicolas Rohrbasser. Der Führende bei den Schaltkarts lag nach zwei zweiten Plätzen in den Vorläufen (jeweils hinter Verfolger André Reinhard) noch elf Punkte vor dem schnellen Berner, der in diesem Jahr auf ein Chassis von Ex-Formel-1-Pilot Ralf Schumacher setzte. Mit dem Speed war Rohrbasser bis zu diesem Zeitpunkt nicht zufrieden. «Es geht nicht richtig vorwärts», meinte der grossgewachsene Romand. «Ich muss viel Kampflinie fahren, um nicht aufgefressen zu werden.» Auch im Finale klopfte Reinhard mehrmals bei Rohrbasser an. Dabei kam es irgendwann zur Berührung, wodurch Reinhard ans Ende des Feldes fiel, Rohrbasser gewann und die Meisterschaft so entschieden war. «Das war ein hartes Stück Arbeit», sagte die Speerspitze von Spirit Racing. «Und das Finale war ziemlich verrückt. Typisch KZ2 halt. Aber ich bin happy, dass ich den Titel geholt habe.» Platz 3 in der Meisterschaft sicherte sich der Tessiner Marco Bellanca.
Für Ekaterina Lüscher bedeuteten die Finalrennen den Verlust der Gesamtführung. Die Aargauerin konnte sich im ersten Vorlauf dank Platz 2 hinter Elia Sperandio und den zwei Bonuspunkten für die Pole-Position noch vor dem Vorjahresmeister behaupten. Doch im zweiten Heat und im Finale machte Sperandio mit zwei weiteren Siegen den Sack zu. Der junge St.Galler, der diese Woche wieder drei Tage im Formel-4-Auto von Jenzer Motorsport testet, freute sich dementsprechend: «Natürlich bin ich stolz darauf, dass wir vom Team KartBox.ch den Titel verteidigen konnten. Die Rennen sind perfekt gelaufen und ich konnte mich immer ein paar Meter absetzen und die Rennen sauber nach Hause fahren.» Lüscher musste sich im Finale mit Platz 3 begnügen. Sperandios Teamkollege Lyon Mathur, der im Laufe der Saison immer besser in Fahrt kam, sorgte für einen «Doppelsieg». Für Platz 3 in der Meisterschaft reichte es dennoch knapp nicht. Diesen sicherte sich Dario Cabanelas.
Den wohl spannendsten Titelkampf lieferten sich die Super Minis. Bei den Jüngsten auf dem Platz (8-12 Jahre) führte vor dem Finale Tiziano Kuzhnini mit 155 Punkten vor Sergio Koch (149) und Matt Corbi (143). Am Ende war es Koch, der die Nase dank drei dritten Plätzen und den drei Bonuspunkten für die schnellste Rundenzeit im Finallauf vorne hatte. Platz 2 ging an Kuzhnini (10 Punkte Rückstand), Rang 3 an Hector Gerling (11 Punkte zurück), Platz 4 an Corbi (14 Punkte hinter Koch). Dass die Meisterschaft auch anders ausgehen hätte können, war schon nach dem ersten Lauf klar. In diesem musste Spirit-Pilot Kuzhnini den dritten Nuller in dieser Saison wegstecken. «Diesmal ist der Stecker für die Zündkerze rausgesprungen», sagte Kuzhnini, nachdem ihm in Mirecourt die Kette an seinem Kart raussprang und er in Wohlen disqualifiziert wurde. «Es ist ein gutes Gefühl, Meister zu werden», sagte der neue Champion Sergio Koch. «Es ist mein erster Titel im Kartsport und es war sehr spannend. Wir wussten, schon nach Wohlen, dass die Entscheidung wohl erst im letzten Rennen fallen würde. Und genau so ist es gekommen.». Mann des Tages war (neben Koch) Hector Gerling. Der Zürcher fuhr wie entfesselt zu drei Laufsiegen und verdrängte so Corbi noch vom Gesamtpodium.