SKM: Kart-Spektakel in Wohlen / AG
Die permanente Kart-Strecke von Wohlen im Kanton Aargau war am vergangenen Samstag Schauplatz des dritten von insgesamt sechs Läufen der autobau Schweizer Kartmeisterschaft (SKM) 2018. Einen Tag vor dem ersten Formel E Grand Prix in Zürich sorgten 85 Kartpiloten auf der winkligen Strecke von Wohlen für Spektakel. In der Königsklasse KZ2 siegte Titelfavorit André Reinhard (CRG/TM) und übernahm auch die Führung im Gesamtklassement vor Hicham Mazou (Kosmic/TM).
Die winklig-enge Streckenführung der Kartbahn Wohlen im Kanton Aargau stellte vor allem an die Fahrer der grossen Klassen besondere Bedingungen. Überholmanöver gegen gleichwertige Fahrer waren wegen der schmalen, von vielen Wellen und Buckeln durchsetzten Piste ohne Auslaufzonen nur mit viel Risiko zu bewerkstelligen, die Ausfallquote wegen Karambolagen und Rempeleien war auf der Strecke im Zentrum der Schweiz denn auch überdurchschnittlich hoch. Für die Zuschauer war das Spektakel dank der hohen Böschungen hervorragend einsehbar, die Ereignisse auf der Strecke konnten hautnah mitverfolgt werden.
KZ2: Reinhard siegt erneut und ist neuer Gesamtleader
(125 ccm, Zweitakt, 6-Gang-Handschaltung; die bis zu 160 km/h schnellen Flitzer bilden die Königsklasse im Kart-Rennsport)
Meisterschafts-Favorit André Reinhard (CRG/TM) hatte sich nach einem schwachen Saisonstart bereits im französischen Vesoul mit einem Finalsieg an der Spitze zurückgemeldet. In Wohlen doppelte Reinhard nach. Nach einem Sieg und einem zweiten Platz in den beiden Vorläufen gewann er auch das Finale. Bis Rennhälfte wartete er hinter Arnaud Nussbaum (Intrepid/TM), der den Saisonauftakt in Pavia dominiert hatte, geduldig auf seine Chance, quetschte sich dann mit einem harten Manöver am Führenden vorbei und legte dann sofort ein paar Meter zwischen sich und die Verfolger. Reinhard sagte im Ziel: „Wohlen ist schwierig, und 26 Runden sind lang und anstrengend. Wir haben ein Setup gewählt, das perfekt für die zweite Rennhälfte gepasst hat. Nachdem ich Nussbaum überholt hatte, konnte ich sofort wegziehen. Dank der vielen Punkte bin ich jetzt auch im Rennen um den Titel wieder im Geschäft.“ Der besiegte Nussbaum durfte sich nicht einmal über Rang 2 freuen, denn vier Runden vor Schluss lancierte der drittplatzierte Tobias Widmer (DR/TM) ein allzu optimistisches Überholmanöver, das gleich beide Fahrer aus dem Rennen räumte. Damit durften Kevin Lüdi (Kosmic/TM) und Samuel Weibel (Exprit/Vortex) neben Reinhard aufs Podest klettern. Auch der bis Wohlen im Gesamtklassement führende Hicham Mazou (Kosmic/TM) kam nicht ungeschoren davon. Im zweiten Vorlauf fiel er nach einer Karambolage aus, im Finale hielt er den Schaden aber mit Rang 4 in Grenzen. Dennoch musste er die Gesamtführung an Reinhard abgeben.
Finale Wohlen: 1. André Reinhard (CRG/TM); 2. Kevin Lüdi (Kosmic/TM);
3. Samuel Weibel (Exprit/Vortex); 4. Hicham Mazou (Kosmic/TM); 5. Quentin Voria (Croc Promotions/TM).
SKM-Stand (nach 3 von 6 Rennen): 1. André Reinhard (CRG/TM), 157; 2. Hicham Mazou (Kosmic/TM), 151 Punkte; 3. Quentin Voria (Croc Promotions/TM), 128.
OK Senior: Patrick Näscher räumt erneut alle Laufsiege ab
(125 ccm, Zweitakt, leistungsstarke Motoren mit Direktantrieb, ohne Vorderradbremsen, Mindestgewicht 152 kg)
Patrick Näscher (Mach1/TM) hatte bereits in Pavia und Vesoul gross aufgetrumpft und alle Siege abgeräumt. In Wohlen liess er erneut nichts anbrennen und gewann alle drei Rennen, obwohl er mit Formel 3 Gastpilot Fabio Scherer (Top Kart/Parilla) einen sehr starken Gegner hatte. Die beiden setzten sich jeweils sofort und deutlich vom Rest des Feldes ab. «Wieder lief alles perfekt», sagte Näscher, der auch die Führung in der Gesamtwertung weiter ausbaute. «Aber vor allem im Finale habe ich Scherer immer im Nacken gespürt. Ich durfte nicht den geringsten Fehler machen. Ich wusste, er würde einen Patzer gnadenlos ausnutzen.» F3-Star Scherer, immerhin zweifacher Schweizer Kartmeister der Jahre 2014 (KF3) und 2015 (X30 Challenge), lobte Näscher: «Immerhin war ich der Schnellste im Qualifying und habe im Finale auch die schnellste Rennrunde gedreht. Aber Näscher fuhr stark, ein Angriff auf ihn wäre mit zu viel Risiko verbunden gewesen, und ich wollte nicht unnötig in die Meisterschaft eingreifen. Aber insgesamt hat es Spass gemacht, wieder einmal im Kart zu sitzen und viele meiner früheren Gegner und Kollegen zu treffen.» Dritter auf dem Podest war Nachwuchstalent Julien Apothéloz (Kosmic/Vortex), der Vorjahres-Vizemeister Pascal von Allmen (Sodi/TM) hinter sich halten konnte.
Finale Wohlen: 1. Patrick Näscher (Mach1/TM); 2. Fabio Scherer (Top Kart/Parilla); 3. Julien Apothéloz (Kosmic/Vortex); 4. Pascal Von Allmen (Sodi/TM); 5. Alessandro Felber (Tony Kart/Parilla).
SKM-Stand (nach 3 von 6 Rennen): 1. Patrick Näscher (Mach1/TM), 203 Punkte;
2. Pascal Von Allmen (Sodi/TM), 135; 3. Miklas Born (Epxrit/Vortex), 120.
OK Junior: Fagone weiterhin ohne Gegner
(125 ccm, Zweitakt, leistungsstarke Motoren mit Direktantrieb, ohne Vorderradbremsen, Mindestgewicht 140 kg, Fahrer 12 bis 15 Jahre)
Alessio Fagone (Exprit/Vortex) und Florent Panès (Exprit/Vortex) waren die beiden einzigen OK-Junioren, die in Wohlen starteten. Fagone gewann alle drei der gemeinsam mit den X30 Junioren ausgetragenen Rennen. Fagone erzählte im Ziel: «Schade, dass nicht mehr Fahrer in dieser Klasse da waren. Ich blieb dennoch konzentriert bis zum Schluss.»
Finale Wohlen: 1. Alessio Fagone (Exprit/Vortex); 2. Florent Panès (Exprit/Vortex).
SKM-Stand (nach 3 von 6 Rennen): 1. Alessio Fagone (Exprit/Vortex), 208 Punkte; 2. Florent Panès (Exprit/Vortex), 154; 3. Antonio Lagrotteria (Exprit(Vortex), 120; 4. Tony Kayla Naude (Kosmic/Vortex), 113.
Iame X30 Challenge Switzerland: Ein Trio setzt sich ab
(125 ccm, Zweitakt, Fliehkraftkupplung, identische Motoren, Mindestgewicht 158 kg)
Wie so oft stellte diese technisch stark reglementierte und dank Einheitsmotoren kostengünstige Klasse auch in Wohlen das grösste Startfeld. 23 Karts füllten am Start praktisch die gesamte Zielgerade, entsprechend gross war das Gerangel in der engen Startkurve. Ohne Karambolagen ging es in allen drei Läufen nie ab. Danny Buntschu (Kosmic/Iame), der in Vesoul wegen Zeitstrafen (Verlassens des Start-Korridors) Plätze und Punkte eingebüsst hatte, schlug in Wohlen gnadenlos zurück. Mit der Pole Position, drei Laufsiegen und der schnellsten Rennrunde holte er sich das Punktemaximum und setzte sich damit auch an die Spitze des Gesamtklassements. «Alles hat gepasst heute», freute sich Buntschu. DR-Pilot Alain Baeriswyl, der in Vesoul alles gewonnen hatte, und dem bisherigen Gesamtleader Savio Moccia (Tony Kart/Iame) blieben nur die beiden Ehrenplätze. Nach Saisonhälfte sieht das ganz danach aus, als würden diese drei Piloten den X30-Meistertitel unter sich ausmachen.
Finale Wohlen: 1. Danny Buntschu (Kosmic/Iame); 2. Alain Baeriswyl (DR/Iame); 3. Savio Moccia (Tony Kart/Iame); 4. Lena Bühler (Kosmic/Iame); 5. Christoph Meyer (DR/Iame).
SKM-Stand (nach 3 von 6 Rennen): 1. Danny Buntschu (Kosmic/Iame), 182; 2. Savio Moccia (Tony Kart/Iame), 169 Punkte; 3. Alain Baeriswyl (DR/Iame), 163.
Iame X30 Junior: Neue Rollenverteilung
(Motor 125 ccm, Zweitakt, Fliehkraftkupplung, identische Motoren mit Leistungs-restriktor, Mindestgewicht 140 kg, ab 12 Jahren)
Die schlechte Nachricht kam bereits vor dem Start zu den Rennen in Wohlen: Der junge Meisterschaftsleader Hugo Giraud (Kosmic/Iame) war bei einem internationalen Rennen in Belgien schwer verunfallt, erlitt einen komplexen Oberschenkelbruch und wird diese Saison nicht mehr in der SKM antreten können. In Wohlen waren es dann nicht wie erwartet Elia Sperandio, Michael Sauter (beide Praga/Iame) und Samir Ben (Swiss Hutless/Iame), die sich um die Laufsiege stritten, sondern der junge Eron Rexhepi (Kosmic/Iame) gewann alle drei Rennen überlegen und räumte überraschenderweise gleich das Maximum von 75 Punkten ab.
Finale Wohlen: 1. Eron Rexhepi (Kosmic/Iame); 2. Elia Sperandio (Praga/Iame); 3. Michael Sauter (Praga/Iame); 4. Theo Vaucher (MAD/Iame); 5. Samir Ben (Swiss Hutless/Iame).
SKM-Stand (nach 3 von 6 Rennen): 1. Samir Ben (Swiss Hutless/Iame), 160; 2. Elia Sperandio (Praga/Iame), 158; 3. Eron Rexhepi (Kosmic/Iame), 157.
Super Mini: Von ganz hinten nach ganz vorn
(Fahrer ab 8 Jahren, Motor 60 ccm, Zweitakt, Fliehkraft-Kupplung)
Viel Hektik bei den Starts, Rennabbrüche und teilweise sehr hart geführte Positionskämpfe ohne Rücksicht auf Verluste prägten die Rennen der Jüngsten in Wohlen. Ekaterina Lüscher (Top-Kart/Iame) konnte sich dank einem Startplatz in der ersten Reihe aus dem grössten Getümmel raushalten und gewann beide Vorläufe. Doch im Finale wurde sie von Meisterschaftsleader Shannon Lugassy (Kosmic/LKE) kurz vor dem Ziel noch abgefahren. Lugassy hatte ohne eigenes Verschulden wegen eines defekten Zeitentransponders von weit hinten starten müssen und kämpfte sich durchs Feld an die Spitze. «Das war ein langer Weg bis nach vorn», schnaufte Lugassy glücklich im Ziel. «Ich habe alles gegeben und habe den Sieg nach dem Pech zuvor sicher auch verdient.»
Finale Wohlen: 1. Shannon Lugassy (Kosmic/LKE); 2. Ekaterina Lüscher (Top Kart/Iame); 3. Enea Frey (Kosmic/TM); 4. Valentin Steiger (Kosmic/TM); 5. Lyon Mathur (Praga/Parilla).
SKM-Stand (nach 3 von 6 Rennen): 1. Shannon Lugassy (Kosmic/LKE), 170 Punkte; 2. Ekaterina Lüscher (Top Kart/Iame), 167; 3. Sebastian Kraft ((Kosmic/TM), 127.
Alle Finalläufe von Wohlen wurden wie bei jedem SKM-Event per Live-Stream mit Kommentar live ins Internet übertragen. Wer sich die Rennen nachträglich noch anschauen möchte: http://swiss-sport.tv/sports/3-andere-sportarten